Irgendwann werden wir die 80er erklären müssen. Wem bei diesem Stück die Singstimme doch irgendwie bekannt vorkommt, ja, das ist niemand anders als Michael Holm.
Missglückte Döhnchen
Der Wikipedia-Eintrag zu Friedrich Ernst Hunsche wird größtenteils von seinem Sohn geschrieben. Wie? Ja, Sie können das Popcorn schon mal rausholen. Da stehen dann so Heldentaten drin wie
Er baute bereits 1917 seinen ersten Fotoapparat
Ja, ein großer Erfinder schon im Kindesalter, unser Kim-Jong Hunsch. Wie? Was steht wo? Nicht erfunden?
Er kauft sich 1917 einen vom Vetter August Pottebaum selbst gebauten Fotoapparat, erstellt damit Passfotos, verdient Geld, kauft Bücher. Da ist er 12 Jahre alt.
Ach so, gekauft, nicht erfunden. Okay, vertausche ich auch dauernd.
Bis ins hohe Alter hat er seine Heimat sowie Mitmenschen fotografiert.
Ja, *kieselsteinschieß*, äh, sicher, sicher. Das hat lexikalischen Wert. Macht heute ja keiner mehr, dauernd irgendwas in seiner Umwelt knpipsen.
Hunsches plattdeutsche Geschichten sind in zehn Bänden bei Schöningh erschienen.
Und das Publikum war hellauf begeistert:
Was ist aber davon zu halten, wenn sonst angesehene Verlage mit im übrigen seriösen Verlagsprogrammen ausgesprochen minderwertige plattdeutsche Projekte auf den Büchermarkt bringen, weil sie zur Zeit ein gutes Geschäft versprechen, und zwar Bücher, die sie nach Form und Inhalt ganz gewiß nicht in hochdeutscher Sprache herauszugeben wagen würden. Davon gibt es leider manche unerfreuliche Beispiele; um nur eins von vielen zu nennen: die ausgesprochen belanglosen und im Grunde mißglückten Döhnchen von Friedrich Ernst Hunsche, die bei Schönigh in Paderborn erschienen.
Die gute alte Zeit, als man noch meinte, niemand würde Memoiren von Dieter Bohlen veröffentlichen.
Als Journalist schrieb er ab 1928 regelmäßig Zeitungs- und Zeitschriftenartikel.
Ja, stimmt schon irgendwie, aber damit war kurz nach dem Krieg Pause. Vielleicht lag es daran, was er so in Zeitungen geschrieben hat:
Ueberzeugt sein von einer Sache, von der Kraft und Größe eines Führers, ueberzeugt sein von der Macht und Wirklichkeit des unsichtbaren, ungeschriebenen Schöpfungsgesetzes ist für den Fortschritt des volklichen Lebens unerläßlich wie der Segen der Naturkräfte für die reifenden Früchte des Feldes. Ueberzeugung schließt die Heiligung aller unserer Gefühle, Gedanken und Taten in sich. (…) Nur die Ueberzeugung, das heißt der Glaube an uns selbst, läßt uns den Sieg über alle Feinde gewinnen
Von so großen Erfindern und großen Führern, da brauchen wir unbedingt noch mehr von. Nun gut, vielleicht wandelt sich der Wikipedia-Artikel auch mit der Zeit. Was macht der Sohnemann eigentlich sonst so?
Ganzheitliche baubiologische Beratung
Heißt?
Äh, eine Metallplatte, die Elektrosmog und Feinstaub verdingst, damit man tagsüber nicht mehr müde ist? Ja, schade, dass es gegen Müdigkeit noch kein Mittel gibt, das man in Thermoskannen transportieren kann. Aber egal, dieses Metallwunder kann scheinbar ja auch Distanzen eigenständig überwinden, für die ein Auto drei Stunden braucht, wenn man es mal wieder spontan ins Auto legen will. Was kostet das denn?
298,00€
Schnapper.
Der doppelte Heckmann
Es ist ganz interessant zu sehen, wie man in der Nachbarschaft sich seiner braunen Vergangenheit stellen will. In Westerkappeln hat man gerade das Problem, dass der ehemalige Bürgermeister Friedrich Heckmann, NSDAP-Mitglied, auch Mitglied der SA und Ortsbauernführer gewesen sein könnte. Verwiesen wird auf einen SA-Mann namens Heckmann und den damalige Ortsbauernführer namens Heckmann jeweils aus Westerkappeln, die sich sich 1933 bzw. 1935 im Sinne der Nationalsozialisten geäußert haben. Nur — ist eine oder beide Personen mit dem ehemaligen Bürgermeister identisch? Belegen kann das wohl noch niemand, anders ist nicht zu erklären, dass dieses Rätsel im Raume steht.
Aus Erfahrung mit unserem Wiki ist die Vorgehensweise bekannt, nach anderen Personen dieses Namens zu suchen, um Personen ausschließen zu können. Dennoch können wir einige biographische Angaben nicht eindeutig einer Person zuordnen, da es verschiedene Träger des Namens gibt und entscheidende Informationen fehlen.
Der ehemalige Bürgermeister Heckmann, der 1986 76-jährig starb, ist für ein redeschwingendes SA-Mitglied und wohl einen Hofbesitzer mit 23 bzw. 25 Jahren etwas jung. Könnte durchaus sein, verwundert aber.
Der Ortsbauernführer beschwert sich 1935 in einem Appell an die Landbevölkerung Westerkappelns, dass andere Mitbürger immer noch “mit dem jüdischen Viehhändler Max Meyer aus Sennlich” Geschäfte machten.
Maximilian Meyers Adresse in Westerkappeln lautete Sennlich 13.
Einer seiner Nachbarn war ein Bauer namens Friedrich Heckmann, der etwa 1885 geboren wurde. Seine Adresse lautete Sennlich 22 in Westerkappeln, nachzulesen in der Ibbenbürener Volkszeitung vom 26. Juli 1957, in der sein Tod festgehalten wurde. Er ist nicht der spätere Bürgermeister.
Stay tuned…
Christian Steiffen — Ferien vom Rock´n Roll (Live in memoriam Kleine Freiheit)
Aleks Schmidt feat. Tina Franke — Das ganz große Glück im Zug nach Osnabrück
Ich weiß ja nicht, ob es ein Remake gebraucht hätte, aber vielleicht ist es ja was für die unwissende jüngere Generation.
Brisant hat vor sieben Jahren mal die Entstehung des Siegers der ZDF-Hitparade im Jahr 1997 erläutert.
Verhunscht
“So ist z.B. lange genug eine Geschichtsschreibung “von oben her” betrieben worden, die der Wirklichkeit im heimatlichen Raume nicht gerecht geworden ist. Es ist an der Zeit, eine Korrektur unseres Geschichtsbildes “von unten her” vorzunehmen, die viele Dinge in unserer Welt (auch politsich gesehen) in ein klärendes Licht rücken könnte.”
Friedrich Ernst Hunsche, Heimatforschung ohne wissenschaftliche Methode ist nutzlos und sollte nicht gefördert werden in der Ausgabe der Ibbenbürener Volkszeitung vom 6. Oktober 1969, Rechtschreibfehler im Originaltext
Hm, okay. Fangen wir doch mal bei Hunsche an:
“Die große geschichtliche Wende, die der Nationalsozialismus für das deutsche Volk und Reich erkämpft hat, hat wieder den wahrhaft freien Bauern auf die erste Stufe des neuen völkischen Werdens gestellt. Willst du dem Führer Deutschlands, deinem Erretter und Befreier, danken, deutscher Bauer, danke ihm durch die Tat!”
Friedrich Ernst Hunsche, Bauern und Zehner in der Ausgabe der Westfälischen Volkszeitung / Volkszeitung für den Kreis Tecklenburg vom 20. Juni 1942
Unrettbar.
Neu im Bücherschrank (169): Simone Lappert — Der Sprung
Auf den Handyauslöser gedrückt, aber dann doch kein Foto wurde von diesem Bücherschrankneuzugang gemacht:
Eine Art Ensable-Roman: Diverse Figuren, die etwas erleben, beschreiben die Situation, wie sich eine Frau in den Tod stürzen will. Um dem Leser keine Deutung aufzuerlegen, sondern ihm die Deutung der Hauptfigur zu überlassen, wird diese nur indirekt über andere beschrieben. Ich fand es zwar dramatisch, aber zu vage, nicht tiefsinnig und dadurch zu langweilig. Und was, bitte schön, ist eine „halbherzig spielende Katze“?
Neu im Bücherschrank (168): Imre Kertész — Roman eines Schicksallosen
Eben erst entdeckt und für ziemlich gut befunden: Der Bücherschrank an der St. Ludwig-Kirche in Ibbenbüren. Da lasse ich doch mal einen Klassiker da:
Dieser Roman ist vergleichsweise einfacher zu lesen als “Der Spurensucher”. Erzählt wird die Geschichte eines Jungen, der als 15jähriger ins KZ gebracht wird. Seine Erlebnisse in den Lagern Auschwitz, Buchenwald und Zeist bringen dem Leser das Kriegsgeschehen anschaulich näher. Die einfache Sicht eines Jugendlichen zieht sich durch das ganze Buch und schliesslich ist es dem Hauptakteur wichtig anzugeben, dass dies nicht sein Schicksal ist, da er immer an den Geschehnissen beteiligt war.
Loyalitätsabo
Um 3€ verteuert sich ein Abonnement der IVZ in diesem Jahr auf dann 56,90€. Die digitale Variante geht 2€ hoch auf 33,90€.
Mit Ihrem Abonnement leisten Sie einen entscheidenden Beitrag dazu, dass die IVZ Sie und das gesamte Tecklenburger Land auch zukünftig mit allen für Sie relevanten Themen versorgen kann. Für Ihre Loyalität danken wir Ihnen außerordentlich!
Viele Abonnenten fragen sich jetzt “Habe ich aus Versehen die taz abonniert?”, aber immerhin kommen sie ihnen nicht mit “kritischem Journalismus”. Ich hätte ja derzeit Verständnis aufbringen, dass vieles gerade teuerer wird, aber Lokalpatriotismus anzuführen kommt schon irgendwie schräg.
Friedrich Schönhoff – Tod an der Lehmkuhle
Welch freudige Überraschung: Ein lesbarer Lokalkrimi. Die Geschichte fängt gut an mit viel Lokalkolorit, interessanten Akteuren (die auch mal lokal geläufige Nachnamen haben dürfen), einer zwar weit hergeholten Krimigeschichte, die aber zügig voranschreitet.
In Westerkappeln treibt eine Sekte im und ums Haus Cappeln rum ihr Unwesen, dabei wird eine junge Studentin gefoltert und getötet. Der aus New York gerade ankommende Kommissar bandelt mit seiner neuen Stelle und der Ibbenbürener Kollegin an und rumpelt sich die Aufklärung des Falles einigermaßen zurecht.
Das Buch ist passend formuliert, so dass es den Leser nicht langweilt. Manche Sachen sind weit hergeholt, nicht alle Handlungen der Staatsangestellten überzeugen, aber das soll ja schon mal vorkommen. Die Dialoge klappen nicht immer, sind manchmal zu banal, manchmal zu erklärend und zu wenig schnodderig für Polizisten im Alltag. Und das Ende ist — nach einer gelungenen Actionszene — leider etwas flach geraten, aber Luft nach oben ist ja auch gut.